Oderwitz und seine Mühlen
Oderwitz verfügte in früheren Jahren über viele Mühlen. Einige wurden erhalten und können heute durch Besucher besichtigt werden. Besondere Verdienste erwarb sich dabei das 1987 gegründete Mühlenaktiv, welches sich ab 1992 als Förderkreis Oberoderwitzer Bockwindmühlen e.V. für den Erhalt der Baudenkmäler einsetzt. Für seine Verdienste erhielt das Mühlenaktiv 1991 die Verdienstmedaille der EUROPA-NOSTRA.
Berndt-Mühle
Die älteste der Oderwitzer Bockwindmühlen wurde 1787 am heutigen Standort errichtet. Bis Ende des 2. Weltkrieges wechselte insgesamt 6 mal den Besitzer. Am längsten (für 3 Generationen) hat die Familie Berndt die Mühle besessen. Daher auch der Name "Berndt-Mühle". 1947 kaufte das Umsiedlerehepaar Hauck die Mühle und stellte sie auf kombinierte Wind- und Elektroenergie um. So konnte auch bei Windstille weitergearbeitet werden.
Birkmühle
Sie wurde 1800 im etwa 20 km entfernten Burkersdorf erbaut. 1817 wurde sie zu ihrem heutigen Standort in Oderwitz gebracht. 1856 erhielt der damalige Mühlenbesitzer die Realkonzession zum vollständigen Gaststättenbetrieb. Auch heute noch ist die Gaststätte "Birkmühle" ein beliebtes Ausflugsziel mit einer wunderbaren Aussicht auf das Oberlausitzer Bergland. Bei günstigen Windverhältnissen sind Schauvorführungen möglich.
Die Birkmühle bietet eine weitere Besonderheit: Sie ist die 1. sächsische Hochzeitsmühle. Hier kann man das romantische Flair der Mühle nutzen und sich das Ja-Wort geben.
Bertholdmühle
Keine Bockwindmühle, sondern eine ehemalige Wassermühle ist die seit 1769 in Familienbesitz befindliche Bertholdmühle. Der Antrieb der Mühle wurde seit Anfang der 30er Jahre mit Dieselmotoren unterstützt, da die Wasserströmung immer mehr zurückging. Anfang der 60er Jahre kam die Wasserströmung ganz zum Erliegen. Seitdem läuft die Produktion mit Elektroenergie.
Neben den Führungen in der Mühle ist der Besuch des Mühlenladens besonders zu empfehlen.
Neumann-Mühle
Die jüngste der noch erhaltenen Bockwindmühlen in Oderwitz drehte ursprünglich ihre Flügel im böhmischen Ullersdorf. 1867 wurde sie mit 18 Pferdegespannen nach Oderwitz gebracht. Sie steht seither am Kühnelberg. Jeder Flügel ist knapp 9 Meter lang und 15 Zentner schwer, der eiserne Wellenkopf wiegt 40 Zentner. Das Fassungsvermögen der Mühle beträgt ca. 100 Zentner Korn. Das angrenzende Mühlenwohnhaus mit Backstube wurde vorwiegend auf Basaltsteinen gebaut. Durch den Förderkreis Oberoderwitzer Bockwindmühlen e.V. erhielt die Mühle im Jahre 2010 neue Flügel und die Außenhaut wurde saniert.
Niedere Mühle
Die Niedere Mühle wird mit dem Namen "Kleine Mühle" im Jahre 1770 in der Korschelt-Chronik erwähnt. In einem Trägerbalken des Mühlenhauses ist die Jahreszahl 1652 eingehauen und heute noch erkennbar. Im Jahre 1903 kaufte Heinrich Emil Neumann die Mühle und vererbte sie über 3 Generationen an den heutigen Eigentümer Heinz Neumann. Am Anfang wurde die Mühle mit einem Wasserrad angetrieben. 1927/28 erfolgte der Umbau auf Antriebe durch eine Wasserturbine. Das hydraulische Wehr wurde im Winter durch starken Eisgang zerbrochen, danach erfolgte der Mühlenantrieb nur noch durch Elektromotoren. Die Mühle ist heute nicht mehr in Betrieb.